Workshop mit Nicole Kiefer
Patienten kommen mit unterschiedlichen Anliegen zum Logopäden. Damit verbunden sind vielfältige, oft widersprüchliche, Erwartungen an das Vorgehen und das Ziel der Therapie. Oft schwer nachvollziehbar für Laien und Nicht-Betroffene sind die multifaktoriellen Bedingungen, wie dies etwa bei einer Artikulationsstörung der Fall ist. Die Zusammenhänge zwischen einer artikulatorischen Störung, orofazialer Dysfunktionen, Haltung und Gesundheit sind sehr komplex und können ohne entsprechend laiengerechte Information und Aufklärung durch die in die Behandlung eingebundener Ärzte sowie Therapeuten nur schwer vermittelt werden.
Oft besteht wenig Kooperation mit den Angehörigen, mit verordnenden Stellen und im Fall von minderjährigen Patienten mit den Eltern. Zudem gestaltet sich eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit angrenzenden Fachdisziplinen häufig inkonstant und inkonsequent.
Erschwerend hinzu kommt, dass im Laufe der vergangenen Jahre, im deutschsprachigen Raum eine Vielzahl neuer MFT-Konzepte entwickelt wurden – mit oftmals stark auseinanderstrebenden Inhalten und Vorgehensweisen und auch diese führen nicht immer zum gewünschten Ergebnis.
Ursachen dafür mögen eine unzulässige Abwertung der MFT an sich und eine Vernachlässigung der funktionellen Betrachtungen sein. Nicht wenige der neueren Konzepte erheben für sich den Anspruch der «Ganzheitlichkeit». Die Weiterentwicklung der MFT verläuft teilweise nicht den neusten wissenschaftlichen Kenntnissen entsprechend und fokussiert auf eine Klientel bestimmter Altersklassen ohne kognitiv-körperliche Einschränkungen.
Dabei lebt die Thematik der orofazialen Dysfunktionen und myofunktionellen Störungen, mehr denn je von einer fachlich-multidisziplinären Vernetzung.
Lassen Sie uns das „Erste-Blusen-Knopf-Dilemma“ verhindern und gemeinsam die Fragen: „Was kann Logopädie im interdisziplinären Netzwerk in der Therapie orofazialer Dysfunktionen leisten?“ und „Welche Informationen von Zahnärzten/Kieferorthopäden zu Logopäden und umgekehrt sind für eine Therapieplanung und Zielsetzung im logopädischen wie zahnmedizinischen Sinne sinnvoll?“
Referentin
Nicole Kiefer, Logopädin, Master Cranio-Facial-Kinetic Science (Universität Basel)